Warum es auch im Internetzeitalter guten Journalismus nicht zum Diskont-Preis geben kann.
Im April konnte ich ein paar Tage in Marrakesch, einer der vier Königsstädte Marokkos, verbringen. Ein Besuch des Souks, eines der größten Basare des afrikanischen Kontinents, war dabei natürlich Pflicht. Die Atmosphäre ist toll, durch unzählige Gassen ziehen sich Marktstände durch die Altstadt. Während eines Spaziergangs musste ich an die Situation der Medien und auch die des Südwind-Magazins denken. Ein Großteil der Stände des Souks führt den gleichen Krimskrams, auch viele importierte Waren werden verkauft. Um zu den Läden zu kommen, die noch hochwertiges Handwerk anbieten, muss man – wie so oft – suchen, am besten etwas ab vom Schuss und mit Unterstützung von Einheimischen.
Als InformationskonsumentInnen können wir heute auch aus einem üppigen und bunten Angebot auswählen. Der Wettkampf am Medienmarkt ist in Europa härter geworden. Es gibt viel Angebot, bis hin zu Gratis-Medien und frei zugänglichen News-Websiten. KundInnen überlegen genau, wofür sie bezahlen. Aber auf dem zweiten Blick entpuppen sich viele Medien als Kopierwerkstätten. Am Basar wie am Medienmarkt muss man die gehaltvollen Angebote herausfiltern.
Handwerk. Eine qualitativ hochwertige Berichterstattung zu machen, ist auch im digitalen Zeitalter ein aufwändiges Handwerk: Es sollte nicht darum gehen, möglichst viel möglichst rasch zu berichten. Zuallererst müssen die Rohstoffe stimmen, die verarbeitet werden. Ganz wie bei einem Metall-Laternenmacher oder Gerber in Marrakesch. Stimmt die Information, die man bekommen hat? Ist sie relevant? Solche Fragen müssen JournalistInnen stellen.
Und in weiterer Folge: Agenturmeldungen zu übernehmen oder Textteile aus dem Internet zu kopieren, das ist schnell gemacht. Das Südwind-Magazin als Monatsmagazin für internationale Politik will aber mehr anbieten: Reportagen aus dem globalen Süden, Hintergrundberichte, Geschichten von und über spannende Menschen. Dazu handverlesene aktuelle Tipps und Hinweise, die zu weltoffenen wachen LeserInnen passen.
Journalismus hat zudem etwas von einem gut geführten Gemischtwarenladen, in den die KundInnen gerne kommen, regelmäßig ihr Lieblingsgemüse holen und dabei noch weitersondieren: Magazin-LeserInnen müssen sich auf den Standard des Produktes verlassen können. Die Inhalte sollen ihnen dazu noch neue Perspektiven auf Themen geben, die sie interessieren.
Marktstände betreiben keine Werbung. Auch beim Südwind-Magazin ist es nicht zuletzt oft Mundpropaganda, die Leute erstmalig zu uns führt. Wir brauchen unsere LeserInnen, aktuell mehr denn je.
Zwischenbilanz. Jetzt zum Kassasturz unseres Marktstandes, dem Südwind-Magazin: In den vergangenen Monaten haben wir versucht, so viele neue AbonnentInnen zu bekommen wie möglich. Denn seit Ende 2016 seitens der dem Außenministerium unterstellten Austrian Development Agency nach 37 Jahren die Förderung gestrichen wurde, braucht unser Laden umso mehr KundInnen. Über 1.000 Abos haben wir in den vergangenen Monaten neu abschließen können, aber immer noch rund 600 brauchen wir.
Mitte des Jahres werden wir eine Zwischenbilanz ziehen und analysieren, wie es weitergehen kann. Die nächsten Wochen zählen umso mehr. Helfen Sie mit, indem Sie ein Abo bestellen oder uns weiterempfehlen!
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